Archiv der Kategorie: Gedanken

TAGE 21/22: Arbeitstage

Donnerstag/Freitag, 18./19.12.2014

Gewöhnliche Arbeitstage – eine Rarität, über die ich mich derzeit freue.

Obwohl: So gewöhnlich sind diese Tage gar nicht. Am Donnerstag wird ein Kollege aus meinem engeren Kollegenkreis verabschiedet, einer der Profiteure der frisch eingeführten Ruhestandsregelung nach 45 Jahren Arbeit. Bereits der zweite aus unserer neunköpfigen Gruppe, der recht plötzlich und nicht richtig planbar nicht mehr im Dienst ist.

So ein Abschied wird natürlich zünftig mit einem gemeinsamen Frühstück begangen – und ich bin froh, dass ich dabei sein kann. Der Nachteil: Ich komme nicht umhin, Brötchen zu kauen. Das bringt mir nach der Operation mit der Schließung der Kieferhöhle vor zwei Tagen noch keinen echten Spaß.

Ansonsten sind beide Tage normale Arbeitstage. Mittlerweile kann ich mich auf dem Job wieder bestens auf meine Tätigkeiten dort konzentrieren. Es ist nicht mehr so, dass meine Gedanken mühsam vom Thema Krebs abgelenkt werden müssen.

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TAGE 16/17: Ist der Tod (k)ein Thema?

Samstag / Sonntag, 13./14.12.2014

Eines mögen die Personen um mich herum überhaupt und ganz und gar nicht: Wenn ich den Tod erwähne. Und sei es nur mit einer kleinen Randbemerkung. Zum Beispiel dadurch, dass ich im Kollegenkreis erwähne, nicht zu wissen, ob mein Arbeitsleben bald vielleicht endgültig vorbei sei. Oder flachsend zu den Kollegen zu der Todesanzeige auf dem Info-Monitor sage: “Guck mal, da stehe ich auch bald.” Oder wenn ich bei meinen Fußball-Freunden darüber sinniere, dass ich wohl noch den Abstieg, aber vielleicht ja nie wieder einen Aufstieg unseres Team erlebe.

Nein, nein, nein, heißt es dann: So weit solle und dürfe ich gar nicht denken! Das sei kein Thema! Und überhaupt werde ich noch genügend Mühe damit haben, meine Urenkel zu bändigen.

Alle wollen mir Optimismus einimpfen – und das ist ja auch gut so! Außerdem ist Tod kein schönes Thema, am liebsten schieben wir alle es beiseite – und auch das ist gut so! Alle lässt dieser Gedanke schaudern.

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TAGE 11+12: Der Zauber der Normalität

Montag / Dienstag, 8./9.12.2014

Regen in Hamburg – aber mich stört das heute nicht im Geringsten. Trotz kräftigen Regens genieße ich es, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Radfahren ist für mich einfach ein Lebenselexier!

Und jetzt brauche ich es umso mehr, durch Hamburg zu radeln! Ich bin zwar krank – eigentlich tödlich krank – habe jedoch derzeit noch keinerlei Beschwerden durch diese Krankheit. Also: Radfahren…!

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TAGE 9+10: Infos zum “Plasmozytom” – und bewusste Pause

Samstag / Sonntag, 6./7.12.2014

Meine Erkenntnis vom Vortag: So werde ich auch das anstehende Wochenende angehen – Pause und Erholung! Meine Kraft werde ich noch brauchen… Im Kampf gegen den Krebs.

Denn: Bisher findet meine Krebserkrankung ja fast nur in meinen Gedanken statt. Ich habe keinerlei körperliche Beschwerden. Trotzdem verbraucht sie Energie. Und auch die vielen Arzt-Termine sind durchaus anstrengend.

Trotzdem: Gestern hatte mir der Arzt der Mund-Kiefer-Gesichts-Chrurgie (MKG) des Universitätklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) den Befund der histologischen Untersuchung überlassen. Dort verstehe ich zwar nicht viel – aber das, was ich verstehe, bietet Stoff genug für dieses Wochenende!

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TAG 7: ALLES MUSS RAUS!!

Donnerstag, 4.12.2014

Und wieder ein kurzer, knapper Arbeitstag.

Kaum im Büro angekommen, ausnahmsweise mal mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, klingelt mein Telefon.

Es meldet sich die Röntgen-Abteilung des UKE: Ja, hallo, ich sei doch gestern für das CT dort gewesen. Es sollte dabei ja mein gesamter Oberkörper aufgenommen werden. Leider sei da eine Panne passiert – man habe vergessen, meinen Hals zu röntgen. Ob ich in Kürze nochmal wiederkommen könne, um das nachzuholen?

Es ist durchs Telefon greifbar, wie unangenehm der freundlichen Frau dieser Anruf ist. Mir schießt sofort durch den Kopf, oh nein! Noch einmal ins UKE fahren, warten, warten, warten, Arztbesprechung, Braunüle setzen, warten, warten, auf die Liege, hin- und herfahren durch das Röntgengerät, Kontrastmittel, Hitzewallung, summ-summ-Strahlung, noch einmal auf die CD warten, warten, fertig. Begeistert bin ich gar nicht, stöhne hörbar ein wenig auf.

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TAG 3: Wann krank, wann gesund?

Sonntag, 30.11.2014

Was für eine Nacht war das wieder! An Schlaf war kaum zu denken, trotzdem bleibe ich auch morgens recht lange im Bett liegen. Starre vor mich hin, lasse Gedanken kreisen – nachdem ich nachts eher gezielte Überlegungen angestellt hatte.

Eine der blödesten Eigenarten der zweiten Fußball-Bundesliga ist jedoch, dass die Spiele zu völlig unmöglichen Zeitpunkten beginnen. Am Wochenende starten die Spiele mittags. Und für mich steht heute ein Heimspiel meines bevorzugten Fußball-Vereins auf dem Programm. Dort treffe ich mich immer mit einer ganzen Gruppe Freunden.

Soll ich denen erzählen, dass dies womöglich für längere Zeit, vielleicht überhaupt mein letztes Heimspiel sein wird? Schließlich steht bei mir die Chemotherapie an. Ich weiß zwar noch gar nicht richtig, wie und wann die startet – aber sie wird kommen. Und ich will und muss es ihnen erzählen!

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TAG 2: Wissen hilft: Mein Krebs – erste Erkenntnisse

Samstag, 29.11.2014

Was für eine Nacht! Hin- und hergerissen zwischen Gedanken um Angst, Verzweiflung, Trauer, Ärger, Hoffnung und Zuversicht hat mein Kopf fast die gesamte Nacht durchgerattert. An Ruhe war kaum zu denken, erst spät in der Nacht nicke ich für zwei oder drei Stunden weg. Erholung sieht wohl anders aus.

Neben vielen wirren, ungesteuerten Gedanken gibt es aber auch viel klares, deutliches Nachdenken: Was nun? Wie geht es weiter, wie gehe ich mit meiner neuen Erkenntnis um? Weiterlesen