Archiv für den Monat: Dezember 2014

TAG 6: Eine CT – Die Krebs-Diagnosen beginnen

Mittwoch, 3.12.2014

Ein kurzer, knapper Arbeitstag. Langsam gewöhne ich mich wieder an konzentriertes Arbeiten und bin nicht so “neben mir”. Oder “außer” mir, wegen meiner neuen Krankheit, Krebs.

Aber heute steht der erste “größere” Teil der Diagnostik an: Wo ist der Krebs denn schon überall in meinem Körper verteilt? Im Lymphsystem breitet der Krebs sich üblicherweise wohl zügig aus, lese ich im Internet.

Also geht es heute ab in die Röhre: Eine Computertomographie steht an. Da ja eh niemand so richtig weiß, was ein Computer überhaupt ist, und schon erst recht nicht, was eine Tomographie ist, nennt man das ganze im Volks- und Expertenmund knapp “CT”.

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TAG 5: Mein “Niedrig-malignes Non-Hodgkin Lymphom der B-Zellreihe”

Dienstag, 2.12.2014

Betretene Gesichter bei den Kollegen. Da muss ich selber wohl für etwas Aufheiterung sorgen: Also, sie sollen mal gar nicht hoffen, dass ich mit 21 Tagen Resturlaub, 80 Überstunden und dem einen noch ausstehenden Tag Sonderurlaub für mein gerade begangenes Dienstjubiläum, bereit bin, in “die Kiste” zu springen! Soweit werde ich es nicht kommen lassen! Sie werden mich schon noch weiter ertragen müssen.

Trotzdem sind die Reaktionen bei meinen Kollegen zunächst eher Sprachlosigkeit. Zuvor war die in diesem Rahmen gar nicht so oft stattfindende Besprechungsrunde über eine Stunde lang recht lebhaft verlaufen. Nur ich war eher still, rutsche während der Zeit allerdings immer unruhiger auf meinem Stuhl hin und her. Kein schönes Gefühl, so etwas erzählen zu müssen. Einen Moment wünsche ich mir, dass ich mir nicht vorgenommen hätte, es allen zu erzählen. Könnte ich nicht einfach auf die “stille Post” vertrauen? Die würden doch wohl alles untereinander weiterplaudern. Aber, nein, Quatsch, das ist einfach nicht mein Weg.

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TAG 4: Schutzengel am Werk

Montag, 1.12.2014

Der Feueralarm heute auf der Arbeit erwischt mich auf dem völlig falschen Fuß! Eigentlich muss ich dabei darauf achten, dass auf “meiner” Etage alle ihre Räume verlassen. Aber irgendwie lasse ich mich von lustlosen und genervten Kollegen ablenken und versäume, in einige Räume der insgesamt 40-50 Räume der Etage zu schauen. Einige Kollegen nutzen das, um bei der eisigen Kälte trotz des Alarms im Gebäude zu bleiben. Idioten!

Kurz: Ich mache Fehler! Bin unkonzentriert, etwas neben der Spur.

Das ist nicht wirklich verzeihlich, denn der Alarm war keine Übung! Zwar hat es, glücklicherweise, nicht wirklich gebrannt in unserem Laborgebäude. Eine defekte Ölpumpe benebelte einen Sensor und löste den Alarm aus. Beeindruckend schnell war die Feuerwehr vor Ort. Für mich steht dann Ärger an, weil ich nachlässig war.

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TAG 3: Wann krank, wann gesund?

Sonntag, 30.11.2014

Was für eine Nacht war das wieder! An Schlaf war kaum zu denken, trotzdem bleibe ich auch morgens recht lange im Bett liegen. Starre vor mich hin, lasse Gedanken kreisen – nachdem ich nachts eher gezielte Überlegungen angestellt hatte.

Eine der blödesten Eigenarten der zweiten Fußball-Bundesliga ist jedoch, dass die Spiele zu völlig unmöglichen Zeitpunkten beginnen. Am Wochenende starten die Spiele mittags. Und für mich steht heute ein Heimspiel meines bevorzugten Fußball-Vereins auf dem Programm. Dort treffe ich mich immer mit einer ganzen Gruppe Freunden.

Soll ich denen erzählen, dass dies womöglich für längere Zeit, vielleicht überhaupt mein letztes Heimspiel sein wird? Schließlich steht bei mir die Chemotherapie an. Ich weiß zwar noch gar nicht richtig, wie und wann die startet – aber sie wird kommen. Und ich will und muss es ihnen erzählen!

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TAG 2: Wissen hilft: Mein Krebs – erste Erkenntnisse

Samstag, 29.11.2014

Was für eine Nacht! Hin- und hergerissen zwischen Gedanken um Angst, Verzweiflung, Trauer, Ärger, Hoffnung und Zuversicht hat mein Kopf fast die gesamte Nacht durchgerattert. An Ruhe war kaum zu denken, erst spät in der Nacht nicke ich für zwei oder drei Stunden weg. Erholung sieht wohl anders aus.

Neben vielen wirren, ungesteuerten Gedanken gibt es aber auch viel klares, deutliches Nachdenken: Was nun? Wie geht es weiter, wie gehe ich mit meiner neuen Erkenntnis um? Weiterlesen

TAG 1: …und der Arzt sagt: “Das ist ein bösartiger Tumor”

Freitag, 28.11.2014

Worte klingen durch den Raum, sonderbare, fremde Worte: “Hodgkin”, “malignes”, “Lymphom”, “Zellreihe”, “Plasmozytom”.

Hm, welche Sprache spricht dieser weiße Kittel mit zwei Doktortiteln dort vor mir eigentlich?? Während ich mich bemühe, irgendetwas von dem zu begreifen, was auf mich hereinbricht und ich immerhin den Fetzen “Lymph” verstanden habe. Akustisch zumindest. Aber ich habe das Gefühl, das Gesagte hat ernsthafte Bedeutung!

Der Junge Mann im weißen Kittel erklärt nach einem kurzen Moment weiter: Es sei wirklich recht gut heilbar! Ein chirurgischer Eingriff sei nicht nötig. Alles ließe sich mit einer Chemotherapie behandeln.

CHEMOTHERAPIE??? Wie jetzt – Chemotherapie?? Was will der mir da sagen? Will der mir etwa erzählen, dass ich Krebs habe? Krebs? KREBS? Ich?

Wie paralysiert sitze ich auf dem Behandlungsstuhl in der MKG im UKE – also in der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

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